Liebe Mama,
ich bin jetzt im Himmel angekommen und habe endlich Zeit, mein Leben Revue passieren zu lassen. Das möchte ich gerne mit Dir teilen.🐕
Obwohl man mich im Tierheim unter dem Namen "Ligero" führte, was übersetzt heißt "leicht" oder "easy", war mein Leben genau das Gegenteil davon! 😰
Ich hatte zu Beginn meines Lebens keinen guten Menschen und kann mich dunkel daran erinnern, dass ich geschlagen wurde. Hinzu kam, dass ich wenig oder schlechtes Futter bekam und dadurch eine rassebedingte starke juckende Allergie entwickelte. Als diese am schlimmsten wurde und ich als alter Hund bereits ganz kahl war, hat man mich einfach in einem der mallorquinischen Auffanglager abgegeben: Natura Parc.
Wer Mallorca von seiner Schattenseite kennt, weiß, was es bedeutet, wenn man als Haustier einfach in solchen Sammelstellen entsorgt wird!🥺
Dort war ich einige Zeit und litt arg unter der Einsamkeit, der Lautstärke, der Kälte im Winter sowie Hitze im Sommer. Glücklicherweise verbesserte sich meine Situation ein wenig, als ich in ein anderes Heim umziehen durfte. Zu Beginn kümmerte man sich dort um mich, wodurch meine Haut und mein Fell besser wurden. Später aber wurde ich auch hier vergessen: Meine Zähne wurden faulig und das Zahnfleisch stark entzündet, sodass ich kaum essen konnte. Ich war sehr dünn und hatte einen heftigen blutigen Durchfall. Ebenso extreme Ohrenentzündungen, was mich alles sehr schmerzte. Durch Arthrose hatte ich außerdem starke Probleme beim Laufen, sowie ein paar größere Tumore, die auf meine Muskeln drückten. Auch begann ich zunehmend dement zu werden, denn ich hatte nicht genug Ansprache.😔

Dennoch ordnete ich mich in das neue Heimleben bestmöglich ein, indem ich Freundschaft schloss mit den beiden ebenso alten Schäferhunden Luna und Rayo. Sie gaben mir Halt, in all der Unsicherheit.
Gassigehen war für uns nicht drin. Keiner holte uns große alte Hunde raus und so kreiselten wir stattdessen täglich im kleinen Innenhof. Wir sorgten aus Langeweile oft für Stress an den Katzengehegen und bellten sie gerne drohend an. Adoptieren wollte uns ohnehin niemand.🥀
Doch eines Tages, als wir schon gar nicht mehr mit Glück rechneten, kamst Du, Mama. Das werde ich nie vergessen!🤗
Dein über alles geliebter Teddy war kurz zuvor gestorben und Dein Herz war vollkommen gebrochen. Du hattest daher entschieden, mit uns drei alten Schäferhunden Gassi zugehen – und zwar jeden 2. Tag. Dafür hast Du Dir jeweils den ganzen Vormittag Zeit genommen und bist einzeln mit uns gelaufen. Das war fantastisch, denn endlich konnten wir die Welt erkunden und unsere lahmen Knochen bewegen. Am Ende waren es an solchen Tagen oft 12 km für Dich, die Du nur mit uns gelaufen bist. Du sagtest, das erschöpfte Dich körperlich komplett, aber es machte Dich auch extrem glücklich.🥰
So hatten wir alle eine wunderbare Win-win-Situation miteinander. Wenn wir Drei Deine Stimme von Weitem hörten, waren wir bereits ganz aus dem Häuschen und jaulten vor Freude. Nach dem zweiten Gassigehen war ich bereits so verliebt, dass ich mit Dir direkt wieder aus dem Heim spazierte, als Du nach Hause wolltest. Du erklärtest aber, dass das nicht möglich ist, denn Teddy war am Ende so kostspielig für Dich, dass ein neuer alter und kranker Hund momentan leider gar nicht funktioniert. Ich war traurig, habe aber bei jedem Wiedersehen alles getan, dass ich tiefer in Dein Herz schlüpfen konnte.😏

Mein tiefer, trauriger Blick hat mir dabei große Dienste erwiesen! 😚 Nach kurzer Zeit war es so, dass Du mit mir immer als Letztes gegangen bist (was mich sehr ungeduldig machte), aber den Sinn hatte, dass Du für mich am Ende die meiste Zeit übrig hattest.🤩
Schnell hast Du meine gesundheitlichen Probleme gesehen und dafür gekämpft, dass Rayo und ich zum Tierarzt durften. Eine wirklich große Operation folgte für mich: Es wurden mir 18 Zähne gezogen, 3 Tumore entfernt und die Ohren komplett gereinigt. Es war klar, dass ich in diesem Zustand nicht ins Heim zurückkonnte. So hast Du angeboten, dass ich bei Dir so lange heilen dürfte. 🙂
Aus diesem kurzfristigen Heilen wurden am Ende wundervolle 1,5 Jahre, denn Du hast mich mithilfe einer lieben Patin adoptiert und umbenannt in Nero. Juhuuuuu! 🤗🥳
Ich habe bei Dir gelernt, dass man Katzen nicht anbellen muss und sie ganz wundervolle Freunde werden können. Käptn und Lucy wurden hierbei meine besten Kumpels.
Du hast Dich mit all meinen Gesundheitsproblemen von Anfang an intensiv auseinandergesetzt und dafür gesorgt, dass ich nach einiger Zeit keinen Durchfall mehr hatte. Ebenso konntest Du die schlimme Allergie und dadurch bedingten Haut- und Ohrenentzündungen mittels regelmäßiger Behandlungen und entsprechendem Futter gut eindämmen. 🤩
Du hast mir die Welt von ihrer schönsten Seite gezeigt, wie ich sie zuvor noch nie sah. Wir waren viel Gassi und einmal war ich sogar auf einem Stand-up-Paddel mit Dir unterwegs. Das war super aufregend, denn Wasser kannte ich bis dato kaum. Aber mit Dir im Rücken war alles kein Problem, denn ich wusste, Du passt auf mich auf.😚
Ich bin übrigens sehr stolz, dass ich in der kurzen Zeit, die wir zusammen hatten, sogar noch Deine Muse für "Style Dog - Design with Strays" wurde. WAU!

Ansonsten liebte ich es, endlos lange zu schlafen, Joghurt zu essen und Katzenfutter heimlich zu stibitzen. Du bliebst mir dabei dennoch stets im Auge, denn ich folgte Dir auf Schritt und Tritt in jedes Zimmer. Ich wollte sicher sein, dass Du nicht wieder entwischst. Am meisten Sorge hatte ich, dass Du durch den Duschablauf verschwinden könntest. Daher habe ich täglich mehrmals die Wanne kontrolliert, was Dich sehr amüsierte – vor allem, wenn ich dann rückwärts kaum mehr aus dem schmalen Bad kam und um Hilfe wimmerte. 🤪
Letztes Jahr dann fing es schließlich an, dass ich immer langsamer gehen konnte. Vor 2 Monaten habe ich zu allem Überfluss auch noch einen auf der Straße weggeworfenen Angelhaken verschluckt. 🙈 Dieser konnte glücklicherweise erfolgreich unter Narkose aus dem Magen entfernt werden. Danke an den lieben Berni, der mir diese Rettung spendiert hat! 😘
Danach dachtest Du, es könnte noch eine Weile mit mir gut weitergehen. Aber in den vergangenen Wochen baute ich rasch weiter gesundheitlich ab. Es war längere Zeit nicht klar, was ich haben könnte. Die Allergie und die Hautentzündungen waren kaum mehr zu behandeln, und alle Lymphknoten waren zum Platzen dick. Alles mühevolle Baden half nichts mehr. Schließlich stellte der Tierarzt kürzlich fest, dass ich Blutkrebs hatte.😞
Auch in dieser Zeit hast Du mithilfe meiner lieben Patin Sina alles getan, dass mir noch eine gute und schmerzfreie Zeit beschert werden konnte.
Leider klappte das die letzten 24 Stunden meines Lebens dann nicht mehr wie geplant, denn uns beiden passierte etwas schier Unglaubliches 🚔🚨:

Du wolltest mir abends schnell noch Hühnchen aus dem Supermarkt hier im Hafen holen. Damit wir bei der Gelegenheit noch zusammen ein paar Meter gehen konnten, hattest Du mich mitgenommen. Durch all meine Leiden war es mir nicht möglich, auf dem Rücksitz des Autos Platz zu nehmen. Außerdem fühlte ich mich dort nie sicher, sondern sehr wackelig. Also bin ich, wie immer, in den Fußraum des Beifahrersitzes gekrochen und habe mich dort eingeringelt, mit meinen mittlerweile 40 kg. Das machte mir nichts aus und ich tat es stets gerne, denn ich wollte bei Dir sein!
Wir gingen also kurz Gassi, fuhren danach zum Supermarkt und wollten anschließend direkt nach Hause, damit ich mein Hühnchen essen könnte.🐔
Doch dann der Schock😳: In der Einsamkeit des winterlichen Hafens hatte sich die örtliche Polizei überlegt, eine Polizeikontrolle mit 3 Polizeiwagen und mehreren Polizisten zu machen. Ich weiß noch, wie Du sagtest, dass sie bei so einem Gelage wohl jemand Bestimmtes suchen. Wir könnten sicherlich einfach vorbeifahren.

Doch nein! 😱Wir wurden angehalten und der Polizist leuchtete mich an. Du musstest zur Seite fahren, weil ich im Fußraum war. Ein anderer Polizist sagte, dass ich nach hinten auf den Rücksitz müsste. Der sicherere Platz im Fußraum wäre nicht erlaubt. Du warst bestürzt und sagtest, dass ich sehr alt bin und Krebs habe. Du hast nur kurz Hühnchen für mich gekauft und wir auch nur 800 m entfernt wohnen. Der Polizist blieb unerbittlich. 🤯
Er ließ Dich aussteigen, mich aufwecken und aus dem Wagen zerren. Es war sehr mühselig für mich, da ich bis dahin schlief. Ich stand schließlich einige Zeit später neben dem Wagen und war vollkommen benommen und orientierungslos. Der Polizist sah nun, dass ich wirklich alt und krank war. Du Mama, warst komplett bestürzt, weil Du mich als Nächstes hinten ins Auto quetschen musstest. Du wusstest ja, wie schwer das für mich wäre. Den Anweisungen folgend, zogst Du mich am Geschirr vorsichtig ans Auto und hobst mich – soweit Du konntest – in den Wagen. Ich kam jedoch kaum den Sitz hoch. Daraufhin platziertest Du wenigstens meine Vorderpfoten auf der Sitzfläche. Dann hobst Du mich von hinten vorsichtig an, um mich weiterzuschieben, was mir aber sehr weh tat. Ich schrie mehrmals laut auf, vor allem, weil meine Hinterpfoten am Polster festhingen. Du redetest beruhigend auf mich ein und sahst verzweifelt zu dem Polizisten, der mittlerweile ein wenig beschämt auf die Straße sah. Letztlich gelang es Dir, mich auf der Rückbank zum Liegen zu bringen. Ich versuchte, mich zu beruhigen.
Es war alles so schlimm!😩

Die Kontrolle dauerte weiter an. Schließlich bekamst Du eine Strafe von schockierenden € 200,-- bevor wir nach einer knappen Stunde endlich heimfahren durften. Zu Hause hattest Du dann abermals Probleme, mich hinten wieder herauszubekommen. Auch das tat mir weh. Als wir endlich in der Wohnung ankamen, waren wir beide noch ganz im Schock und ich voller Schmerzen – trotz vorher regelmäßig verabreichter Schmerzmittel.😢
Am nächsten Morgen, also am 29.01.25 hatte ich weiterhin große Schmerzen in den Beinen und konnte am Nachmittag absolut nicht mehr aufstehen. Das machte mich panisch. Obwohl das so für den Tag nicht abzusehen war, hast Du schweren Herzens den lieben Antonio angerufen, damit er kommt, um mich zu erlösen. Ich war noch so in Aufregung, dass die Beruhigungsspritze nicht wirklich gut wirkte. Genau wie am Vorabend bei der Kontrolle schrie ich mehrmals, bevor ich dann endlich den letzten Atemzug nehmen konnte. 😶🌫️
Liebevoll habt Ihr mich auf ein zufällig gewähltes Strandtuch gelegt, das Du mal für die Lufthansa angefertigt hast. Als ich darauf lag, sahst Du, dass ich augenscheinlich auf dem abgebildeten Flugzeug davonfliege. Hinfort von allen Qualen und Schmerzen meines Lebens. Aber leider auch weg von Dir. Dem einzigen Menschen, der mir wenigstens die letzten 1,5 Jahre "a little bit of paradise" gab.
Danke, Mama, dass Du mich an meine Tür gebracht hast, wie Du immer sagtest! Ich hoffe, ich konnte Dich ebenso in gewisser Hinsicht an Deine gewünschte Tür bringen. Denn auch Dein Leben ist nicht leicht...also nicht ligero. Ich liebe Dich vom Himmel aus weiter und liege jetzt zusammen mit Teddy und Johnny und all Deinen verstorbenen Katzen auf Wolke 7. Wir sind bei Dir – immer!🐕🐈🐕🐈⬛🐕🐈🐈
Dein Übergangshund Nero❤️
(ich weiß, dass ich Dir fehle)
PS: Vergiss bitte nicht, unseren gemeinsamen Film für Style Dog auf Kickstarter online zu stellen. Wir wollten doch zusammen Crowdfunding machen, damit noch mehr arme Hundeseelen eine Chance auf ein gutes Zuhause bekommen. Auch andere benötigen Glück! Mache auf sie aufmerksam und sammle Geld fürs Marketing dazu! 🫶🙌 (Abschiedsbrief-eines-Hundes)
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